Früher, als es unseren Forggensee noch nicht gab, befanden sich zwischen Horn, Waltenhofen und Füssen die Lechauen.
Ein bewaldetes und dicht bewuchertes Stück Allgäuer Urwald.
Als der See 1954 aufgestaut wurde, verschwanden nicht nur die beiden Dörfchen Forggen und Deutenhausen, auch die wilden Lechauen versanken im Wasser.
Wer noch ein wenig von dem untergegangenen Charme der Auen finden möchte, sollte sich zum Überlandwerk begeben. Hier , kurz vor Füssen, läuft der Lech in den See und füllt ihn in den Sommermonaten voll.
Gleich am Überlandwerk kann man auf einem Fußweg, direkt rechts am Lech entlang, nach Waltenhofen laufen. Im Sommer ist der Weg leider nur eine Sackgasse, da das Wasser den Weg am Ende absperrt. (Oder man watet barfuß ein Stück im Wasser weiter und schließt dann auf den Fußweg nach Waltenhofen auf.)
In dem noch ganz und gar unberührten Naturstück wird die Umweltpflege von ein paar Tieren betrieben die dort gelassen grasen und zupfen. Hier haben ein paar Hochlandrinder, Kamerunschafe und Mangalitzaschweine ihr Zuhause gefunden und leben munter nebeneinander her.
In vollkommener Ruhe lassen sie sich auch nicht von ein paar Spaziergängern, oder Fotografen stören.
Auch wenn sie etwas bedrohlich mit ihren gigantischen Hörnern wirken, sind sie außerordentlich brav und wenn sie sich mal nähern, dann nicht aus Angriffslust, sondern aus reiner Neugierde.
Also keine Angst und mutig weitergehen.
Der Baumbestand ist gemischt, hier findet man wilde Büsche, uralte Kiefern, Fichten und was immer seltener wird, massenhaft Wacholder. (Nicht Wachholder!)
Obwohl die Beeren ja gar keine sind, sondern seine Zapfen. In Österreich wird er auch Kranawitten, oder Krametsbaum genannt, im Allgäu auch Kramerbeeren.
Er wächst sehr langsam und bis die Beeren reifen, können 3 Jahre vergehen.
Da immergrüne Bäume und Sträucher den Wintern trotzten, wurden sie schon bei den Germanen als Lebens und Kraftbaum bezeichnet.Schon allein die Berührung der grünen Zweige wurde als fruchtbarkeitsfördernd angesehen. Sie verbrannten sogar ihre Toten auf Wacholderzweigen und die Berührung der Pferde mit Wacholder soll sie segnen und gesundhalten.
Die Beeren, als auch die Zweige, werden gerne zum Räuchern genommen. Sowohl zum Räuchern für Fisch und Fleisch, als auch zum Räuchern der Räume, denn er wirkt stark antibakteriell.
Er wurde in Pestzeiten sogar auf Dorfplätzen verbrannt, um mit dem entstanden Rauch die Seuche zu bekämpfen und wird gerne auch mal als das Desinfektionsmittel unserer Vorfahren bezeichnet.
Für Ahnenräucherung wird der Wacholder ebenfalls verwendet.
Das erste Feuer, dass die Sennerin jedes Frühjahr im Herd der Almhütte anzündete, wurde immer mit einem Wacholderzweig begonnen, um gute Geister anzulocken und die Luft zu säubern.
Natürlich kennt jeder den Wacholder auch aus der Küche, zum Sauerkraut ist es ein Muss ein paar Beeren mitzukochen, denn sie wirken natürlich positiv auf den Magen.Und ein gutes Wildgericht kommt natürlich ohne die aromatischen Beeren gar nicht aus.
Schon Pfarrer Kneipp empfahl eine Kur mit Wacholderbeeren um den Körper zu entwässern, gegen Gicht, Arthrose und Rheuma. Begonnen wird mit einer Beere am Tag, die sich jeden Tag um eine steigert, bis zu 15 Stück, dann geht es wieder rückwärts bis zu einer Beere am Tag.
Gegen Hühneraugen: Bis heute wird in der Südtiroler Volksmedizin angeraten einen Wacholderzweig zu brechen, damit sein Hühnerauge zu bestreichen und zu sagen:
"Wacholderstaude, nimm mein Hühnerauge!"
Ist der Zweig dann welk, soll auch das Hühnerauge verschwunden sein.
Mit Wacholderbeeren, Kalmus, Engelwurz, gelber Enzian und etwas Orangenschale 4 Wochen in Alkohol angesetzt, lässt sich ein guter Verdauungsschnaps zaubern.
Die zerstoßenen Beeren als Tee aufgegossen, sollen bei Atembeschwerden ,leichten Harnbeschwerden, Magenverstimmung helfen und den Magen stärken. Bei Husten wird in der Volkmedizin geraten, die Beeren in Wein zu sieden und diesen dann zu trinken. Auch bei Galle und Leberleiden soll die schwarze Beere Gutes tun.
Früher beruhigte man sogar neugeborene Schreikinder indem man sie über Wacholderrauch hielt.
Sogar das Holz des Wacholders soll gesund halten. Ein Amulett um den Hals getragen, sollte früher gegen alle Krankheiten und sogar Pest helfen.
Ein alter Spruch sagt:
Esst Kranebitt und Bibernell,
noch sterbst´s ihr net so schnell.
Der Wacholder steht unter Naturschutz, deshalb sollte man sich vielleicht einen dieser stacheligen Gesellen in den Garten pflanzen, um jederzeit etwas abschneiden zu können.